Montag, 1. Oktober 2012

Marxistische Studientage 2012 Revolte, Aufstand, Revolution – theoretische, historische und aktuelle Aspekte


Vom 2. bis 4. November finden die ersten Marxistischen Studientage (MST) in Leipzig statt. Im Zentrum der Analyse stehen aktuelle Sozialproteste, die historisch und theoretisch eingeordnet werden sollen.

Wirtschaftskrise
Seit 2007 treten die Folgen jahrzehntelanger neoliberaler Umverteilungspolitik offen zu Tage. Sozialkürzungen und absinkende Reallöhne sind ausschlaggebend dafür, dass das Einkommen breiter Bevölkerungsschichten auf den internationalen Finanzmärkten gehandelt wird. Die heutige Wirtschaftskrise zeigt, dass der „Finanzmarktkapitalismus“ an seine Grenzen stößt. Lohnabhängige weltweit wehren sich dagegen, dass ihnen das letzte zum Leben genommen wird. In Israel protestierte die Bevölkerung gegen hohe Mietpreise, Spaniens Jugendliche sehen perspektivlos in die Zukunft und in Griechenland herrscht über Monate hinweg Generalstreik. Selbst im Zentrum des Kapitalismus kommt es zu Protesten: „occupy-Wallstreet“ wurde zum Vorbild einer Protestbewegung, die sich die „Bankster“ zur Brust nimmt.

Arabischer Frühling
Im Januar 2011 begann der „Arabische Frühling“. Tunesiens Diktator Ben Ali wurde von der Bevölkerung vertrieben. Die Revolte strahlte aus: Nach wochenlangen Protesten in Kairos Innenstadt floh Ägyptens Präsident Mubarak, der angeordnet hatte auf Demonstranten zu schießen. Auch in Libyen und Syrien kam es zu Protesten. Doch schon bald witterte der Westen seine Chance. Die NATO warf Bomben auf Tripolis und stürzte das Land in einen Bürgerkrieg, indem es noch heute steckt. Ebenso ist Syrien zum Spielball des Westens geworden. Das US-State-Departement und die deutsche Bundesregierung unterstützen Kampagnen wie „Adopt the revolution“, um den Wandel nach dem Vorbild eines Marionettenregimes zu schaffen. In Ägypten hat de facto der Oberste Militärrat die Macht in den Händen. Gleichzeitig hegen Viele Hoffnungen darauf, die Kräfte der „Arabellion“ wieder zu entfachen und weiter für politische und soziale Rechte zu kämpfen.

Marxistische Analyse    
Vor diesen Herausforderungen sieht sich die marxistische Linke. Aus den widersprüchlichen Verläufen muss sie ihre Schlüsse ziehen und an der Seite der Entrechteten streiten. Welche sind die fortschrittlichen Akteure im „Arabischen Frühling“? Wie kann es gelingen, europaweit Protest gegen die „Troika“ aus EU, EZB und IWF zu einen und wie ist es um die Protestperspektiven in Deutschland bestellt, wenn die Krise ins Land der Agenda 2010 zurückschlägt?

Das Programm
Die Referentinnen und Referenten gehen den Fragen nach, wie die aktuellen Proteste eingeordnet werden können. Frank Deppe und Wolfgang Küttler werden den historischen Verlauf von Revolutionen und ihren Protagonisten nachzeichnen. Lothar Peter wird sich der theoretischen Auseinandersetzung stellen, die vor allem im sozialwissenschaftlichen Unibetrieb ein starkes Gewicht auf post-strukturalistische Analyse legt. Peter formuliert eine marxistische Kritik an dieser Denktradition. Über den Krisenverlauf und Protestpotenzial in Europa wird Lydia Krüger referieren und Werner Ruf über Stand und Entwicklung der „Arabellion“. Der Frage danach welche Rolle Studierenden in revolutionären Prozessen zukommt, werden Anne Geschonneck und Simon Zeise nachgehen. Abschließend werden Vertreter aus Gewerkschaft, Sozialer Bewegung und des Studierendenverbandes „die linke.SDS“ über Strategien gegen den weiter drohenden Sozialabbau diskutieren.